Die Gemeinschaft Evangelisch Taufgesinnter

Wir teilen Informationen und Erfahrungen bezüglich der Gemeinschaft der Evangelisch Taufgesinnten - GET (Nicht Nazarener).


Diese Website ist nicht aus dem Beweggrund entstanden, die GET oder Personen darin zu verunglimpfen, sondern weil Mitglieder aus dieser Glaubensgemeinschaft Feststellungen und Erfahrungen gemacht haben, die äusserst nachdenklich stimmen.
Ein Geist der Mitteilung und Ehrlichkeit fördert die Gesinnung des Prüfens und Forschens, welche der Apostel Paulus als “edel” bezeichnete. (Apostelgeschichte 17.11)
Dazu ist es dringend notwendig, auf Ungereimtheiten und problematische Aspekte der Gemeinschaft hinzuweisen. Wir wollen wo nötig im Ernst aufrütteln, in der Liebe ermahnen und das Licht auf den Leuchter stellen.

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#1 05.12.2015 18:26:30

Timotheus
Mitglied

Alternative Heilverfahren

Christen und alternative Heilverfahren:
Nach Gottes Wort sollen wir alles im göttlichen Licht prüfen, ob es auch vor Gott und seinem uns gegebenen heiligen Wort standhält.
Wird dies von der GET im Zusammenhang der alternativen Heilverfahren getan? Ist man in der GET genug vorsichtig zu diesem Thema? Wurden die alternativen Heilmethoden im göttlichen Licht geprüft?
Wenn ich sehe, was da heute in der GET alles für Methoden angewandt werden, stimmt mich das zutiefst nachdenklich. Vor allem die Homöopathie steht heute sehr, sehr im Vordergrund. Aber auch Schüsslersalze, Bioresonaz, Akupunktur, Anthroposophie, Kinesiologie, Bachblüten und andere werden ohne bedenken angewandt.

Welche Heilmethoden hat Jesus angewandt? Sollte nicht dies im Vordergrund stehen?

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#2 06.12.2015 17:32:19

GET-Wissensinteressierter
Mitglied

Re: Alternative Heilverfahren

Hallo Timotheus,
kannst du einmal verdeutlichen, wie die GET genau mit alternativen Heilmethoden umgeht? Praktiziert sie einige alte Methoden selbst , z.B. Handauflegen und das Gebet für den Kranken, oder propagiert sie einige, wissenschaftlich nicht bewiesene Methoden und empfiehlt sie ihren Zuhörern?
Vieles an alternativen Heilmethoden wirkt durch Glauben an sie, der so genannte Placebo-Effekt, besonders die genau andersherum (als normale Medizin) wirkende Hahnemannsche Homöopathie (je verdünnter, umso potenzierter und wirksamer...es gibt hierfür keinerlei wissenschaftlichen Beleg, eher andersrum, sie floriert auch massiv in Deutschland, in vielen anderen Ländern gar nicht).
Für mich ergibt sie keinen Sinn, denn eine extrem verdünnte Limonade schmeckt auch weniger, wieso sollte also eine extrem verdünnte Medizinlösung wirksamer sein, wenn der Wirkstoff fast gar nicht mehr nachweisbar ist?

Es wird wohl so sein, dass die Selbstheilungskräfte eines Körpers dadurch unterstützt werden, indem ein Mensch an etwas glaubt, was helfen soll. Es wirkt natürlich dann nicht, wenn er kritisch geschult ist und erfährt, dass es eigentlich in dieser Komposition nicht wirken kann. Also wirkt Homöopathie durch Unwissen. Manche Ärzte verschreiben auch Zuckerkristalltabletten oder stark stärkehaltige Pillen, die angeblich einen Wirkstoff enthalten, und sie wirken trotzdem, weil der Patient Vertrauen in seines Arztes Rat schöpft und sein Krankheitszustand zumeist stark mit psychischer Lage verbunden ist.

Akupunktur wirkt durch Nervenverbindungen, ebenso wie Fußreflexmassage, hierbei sind alte chinesische Erkenntnisse, die auch wissenschaftlich untermauert sind, die Grundlage. Der Körper reagiert an bestimmten Stellen soundso und dies hat einen Effekt auf andere Regionen.
Anthroposophie nach Steiner hat schon starken okkulten Charakter, besonders im Hinblick auf die Landwirtschaft mit Mondzeiten und wann man pflanzen darf.... Dies wird zumeist der Öffentlichkeit nicht genau gesagt, aber von Mitgliedern des Demeter-Verbandes auch gefordert zu praktizieren und hat keinerlei wissenschaftlichen Bezug. Rudolf Steiner war eben Mystiker.

Es gibt im christlichen Kontext eine lange Geschichte von Volksbräuchen, die heilenden Einfluss haben sollen, so z.B. das Wegsprechen von Warzen, des Psalmstechen, das Wegbeten von Krankheiten, dies ist im Übrigen auch bei den Pennsylvania Dutch noch gebräuchlich, in der Form des "Brauch-Doktors" oder der "Braucherei"(Powwowing). Und viele Pennsylvania Dutch sind eben Täufer gewesen, Amische und Mennoniten, die aus der Schweiz und dem Elsass kamen. Alte wohl süddeutsche/schweizerische? Bräuche des volksnahen Umganges mit schwer zu lösenden medizinischen Fällen sind mit christlichen Riten verknüpft und wurden durch Einwanderer aus deutschen Gebieten nach Amerika gebracht. Vieles geht hierbei in den Bereich des Aberglaubens, wird wohl auch Placebo-Effekt sein, es gibt ansonsten keine wissenschaftlichen Belege für ihr Wirken.

Man mag sich darüber streiten, wenn jemand hoffnungslos krank ist und von einer Hoffnung hört, an diese glaubt und seine Selbstheilungskräfte aktiviert werden, ob dies letztlich mit egal welcher Methode richtig oder falsch ist. Solange damit nicht eine finanzielle Bereicherung einiger Scharlatane verbunden ist, ist mir die Heilung am wichtigsten.

Gefährlich wird dies m.E. alles, wenn die wissenschaftlich belegte Medizin gegen die Alternative ausgespielt wird und man die medizinisch notwendige Behandlung unterlässt. Ein Tumor muss z.B. möglichst schnell chemisch behandelt oder sogar herausoperiert werden, da wäre die Zeit mit Alternativen, die die chemische Behandlung verzögern, gefährlich. Ich bin froh über die Ergebnisse nicht religiös geprägter und uneingeengter Forschung im Bereich der Medizin (wie lange hat es gedauert, bis man einen Leib aufschneiden durfte und hineinschauen, dabei sind diese Grundlagen nogtwendig gewesen und nicht Leichenfledderei!!), sie hat die Sterberate von Müttern im Kindsbett, von Kindern bis ins Erwachsenenalter, von jedem Bürger weit nach hinten geschoben.
Ich habe mal gelesen, dass man die Sterbealter auf einem Züricher Friedhof aus dem Mittelalter untersucht hat und man stellte fest, dass die Frauen damals laufend Kinder gebaren(sofern sie nicht oft selbst im Kindsbett starben), und von ca. 10 geborenen Kindern durchschnittlich nur 2,5 Kinder überhaupt erwachsen wurden. Das heißt, 7,5 Kinder durchschnittlich starben, der Tod war allgegenwärtig und man musste schon so viele Kinder bekommen, damit überhaupt die Eltern selbst eine Chance hatten, dass sie im Alter Kinder hatten, die sie versorgten. Und damit endete ja nicht die Gefahr für die Menschen damals, auch das Erwachsenenalter war immens mit Krankheiten und der Gefahr der Verkrüppelung bis zum frühen Tod verbunden. Die Menschheit lebte lange Zeit in einem Stadium, dass ihr Überleben nicht sehr gesichert war.
Zeitgeschichtliche Wissenschaftler wie Sauerbruch, Robert Koch u.a. viele Jahrhunderte später waren Wegbereiter moderner Medizin und haben uns allen geholfen. Ihre  Ergebnisse waren nachprüfbar und sind es jederzeit. Dies ist bei vielen alternativen Methoden nicht möglich und wenn man erst dran glauben muss, damit etwas wirkt, dann ist die eigentliche Substanz ja an sich sinnlos und nicht wirkend. Sie dient dann nur als Träger einer Glaubenshoffnung.

Mich würde also interessieren, inwieweit die GET die Alternativen gegen die bewiesende wissenschaftlich fundierte Medizin vorzieht oder ob sie einfach alles unkommentiert lässt. Vieles ist im medizinischen alternativen Bereich ist einfach nur eine Geldmaschine, wobei sich einige bereichern aufgrund der Leichtgläubigkeit Hilfe suchender Menschen. In diesem Bereich würde ich mir mehr kritische warnende Stimmen wünschen, damit Menschen nicht auf Quacksalber hereinfallen, die es im gesamten esoterisch beeinflussten Bereich massig gibt, aber nicht jede Alternative ist eben gleich Humbug.

Beitrag geändert von GET-Wissensinteressierter (06.12.2015 21:25:31)

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#3 25.06.2019 13:12:57

Timotheus
Mitglied

Re: Alternative Heilverfahren

Liebe Alle

Anbei ein sehr wertvoller Vortrag über das Thema alternative Heilverfahren.
Mögen alle, die in Wahrheit einzig und allein dem Herr Jesus nachfolgen möchten, den Ernst zu diesem Thema erfassen.

https://www.youtube.com/watch?v=iO63hmqYTNE

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#4 31.01.2020 21:57:31

M+M
Mitglied

Re: Alternative Heilverfahren

Die Erfahrung eines Ehepaars
(aus der Sicht der Frau geschrieben):

Eine Frau aus dem Dorf sagte einmal in einem Gespräch zu mir:  „Was, ihr verwendet homöopathische Mittel? Christen lehnen doch die Homöopathie ab, weil sie glauben, sie komme vom Teufel!“ Zu meiner Beschämung muss ich bekennen, dass ich zuerst lachte, als ich das hörte. Ich dachte, dass dies ja lächerlich sei, was solche Christen glauben, weil die Pflanzen doch von Gott erschaffen wurden, und somit auch pflanzliche Heilmittel. Aber in der darauf folgenden Zeit ging mir der Ausspruch dieser Person nicht mehr aus dem Kopf, er liess mir keine Ruhe mehr. Wir wollten wissen, ob an dieser Behauptung, Homöopathie sei vom Teufel etwas dran ist, oder ob wir sie als unwahr abtun dürfen. So begannen wir unter Gebet zu recherchieren. Wir lasen über den Gründer der Homöopathie, über die Herstellung und über die Wirkungsweise dieser Heilmittel. Und das, was wir daraufhin fanden, hat uns tief erschüttert.

Hier einen kleinen Ausschnitt davon:

Gründer
Samuel Hahnemann, der Gründer der Homöopathie schrieb in einem Brief folgendes: “Der Teufel soll mich holen, wenn es mir nicht gelingen sollte, eine Medizin zu erschaffen, mit welcher ich den Tod überwinden kann.“ Auf dieser gotteslästerlichen Grundlage entwickelte er die Homöopathie. Kann auf diesem Werk der Segen Gottes liegen?
Hahnemann gehörte den Freimaurern an, und nannte den Herrn Jesus Christus einen „Erzschwärmer“. Er galt sogar unter seinen Anhängern als kalt und unnahbar.
Einer seiner Grundsätze lautet: „Gleiches wird mit Gleichem geheilt“. Das steht klar im Widerspruch zum Wort, welches sagt, wir sollen Bösem mit Gutem begegnen. Uns scheint, „Den Teufel mit der Teufel Obersten austreiben“ (Matthäus 9, 34) kommt Hahnemanns Ansicht am Nächsten.

Herstellung
Rechnerisch gesehen ist in den homöopathischen Mitteln (in den meist verwendeten Potenzen) nicht mehr das Geringste eines pflanzlichen Wirkstoffs drin. Homöopathen sagen selber, dass durch das extreme Verdünnen das materielle/stoffliche der Pflanze so stark abnehmen muss, damit das feinstoffliche/geistige seinen Platz einnehmen kann. Durch das „Schütteln“, bei welchem die Mittel in ritueller Weise rhythmisch in Richtung Erdmittelpunkt geschüttelt werden, werde eine „geistartige Arzneiwirkung“ freigesetzt, und so werden kosmische Kräfte eingefangen.

Wirkungsweise
Selbst Homöopathen sagen, sie wüssten nicht, warum die Mittel wirken, sie wüssten nur, dass sie wirken. Wenn wir also nicht wissen, warum etwas unerklärlich wirkt, ist es Zauberei! (5. Mose 18, 9-14 warnt uns deutlich davor) Auch heisst es, dass eben nicht ein Wirkstoff der Pflanze heile, sondern das „Wesen der Pflanze“ seine Wirkung entfalte. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass homöopathische Mittel wirken, auch bei ganz kleinen Kindern, wo man den Placebo-Effekt ausschliessen kann. Es wirkt! Das ist das Erschreckende an der ganzen Sache, es ist keineswegs harmlos!

Nachdem wir das alles gelesen und im Gebet vor Gott gebracht hatten, wussten wir: Alles, was in unserem Haus an solchen Mitteln und Büchern zu finden ist, muss weggeworfen werden. Das taten wir daraufhin auch. Da ich bis dahin recht oft bei uns Eltern und noch mehr bei den Kindern mit diesen Kügeli gearbeitet hatte, wenn eines etwa krank war, stellte ich mich darauf ein, dass eine schwere Zeit kommen würde, weil ich ja nun bei einen allfälligen Leiden nicht mehr in gewohnter Weise ein homöopathisches Mittel verabreichen konnte. Was ich daraufhin erlebte, zeigt uns sehr deutlich, dass unsere Entscheidung, ganz damit aufzuhören, einzig richtig war. Nach ca. einem halben Jahr stellte ich plötzlich fest, dass es in dieser Zeit keine einzige Situation gab, wo ich dachte: „Jetzt würde ich dieses oder jenes Kügeli geben, aber das kann und darf ich nun nicht mehr.“ Auch bemerkte ich, dass ich die vielen Namen der Mittel fast alle vergass, obwohl ich vorher viele kannte. Das hat mich sehr tief beeindruckt, und mir gezeigt, dass der Segen auf unserem Entschluss liegt. Wir empfinden es gar nicht als Verzicht, sondern als Befreiung. Dies ist uns wichtig zu betonen. Heute sind wir sehr froh, dass wir nicht einen Schritt darüber hinweg nahmen, und es zu leicht nahmen, sondern in dieser Frage einzig die Bibel als wahre Richtschnur erachteten, und im Vertrauen einfach gehorchten.

Durch die Recherchen über die Homöopathie erkannten wir, dass alles in der Medizin, was mit „Energie“ oder „Schwingungen“ oder „Meridianen“ oder gar mit „Geist“ zu tun hat, mit äusserster Vorsicht betrachtet werden muss. Leider scheint alles, was geheimnisvoll wirkt, auf viele Menschen Eindruck zu machen, auch in der Versammlung. Wir glauben, dass wir da kaum vorsichtig genug sein können. Bestehen z. B. Bachblüten, Cranio-Sakral-Therapie, Heilsteine, Schüsslersalze, Bioresonanz, Irisdiagnose, Akupunktur, Akupressur, TCM und einige mehr, dem aufrichtigen Prüfen durch Gottes Wort? Wir meinen nicht.


Wir können und wollen nicht mehr schweigen, es ist zu ernst!
Wir hörten einmal in einer Betrachtung, wir sollten nicht mit allerhand Fragen zu den Ältesten kommen, und von ihnen ein „Ja“ oder ein „Nein“ erwarten. Früher hätten die Ältesten zu den Fragenden gesagt: „Die Bibel ist unsere Grundlage! Lies selber nach!“ Wie reagieren Älteste heute, wenn sie mit dieser Thematik konfrontiert werden? Gilt für sie auch „Prüfet alles...“?

Manchmal werden wir den Eindruck nicht los, dass sehr vieles Platz hat, in der Versammlung (gerade auch, was Bücher anbelangt) – wenn es nur ja nichts Christliches ist...

So dürfen wir zum Schluss freudig bezeugen: „Gott wird mir“, so klagt die Furcht, „was entzieh‘n.“ „Nichts Gutes,“ so sagt der Glaube gar kühn. (Lied aus Zionsharfe Nr. 87) - Das ist zutiefst wahr, auch in diesem Bereich. Mögen es noch viele erkennen!

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#5 07.10.2024 22:54:52

Basler
Mitglied

Re: Alternative Heilverfahren

Ich kann hier nur mitteilen, dass ich mit Homöopathie mehrfach gute Erfahrungen gemacht habe. In unserer damaligen GET-Familie gehörten Camomilla und Belladonna selbstverständlich zur Hausapotheke. - Die obigen Beiträge sind eine gute Illustration, wie aus einer blossen ungeprüften Meinung ein religiöser Topos gemacht werden kann. Homöopathie als Gefahr für das Seelenheil! Auf diese Art entsteht das Sektenhafte.

Im ersten Timotheusbrief, 5.23, empfiehlt Paulus dem offenbar kränklichen Timotheus, ein wenig Wein zu trinken. Alkohol ist ja sehr schädlich, kann aber in der richtigen Feindosierung als Medikament nützlich sein. Das ist das homöopathische Prinzip. – Im gleichen Brief, Kap. 4.4, heisst es: „Denn alle Kreatur Gottes ist gut, und nichts ist verwerflich ...“. Die Tollkirsche ist tödlich giftig – was ja auch bedeutet: ausserordentlich wirksam; wenn wir diese Wirksamkeit durch Verdünnung genügend herunterstufen, kann sie sich ins Heilsame wenden. Ein zarter Schubser kann uns wecken, ein schwerer Schlag töten; Homöopathie im Alltag!


Das Elend des Sektiererischen besteht darin, dass es die Weisheit der Schöpfung banalisiert. Die Schöpfung enthält Gutes – Nährendes, Heilsames, Wärmendes – und Böses – Gift, Dornen und Disteln. Diese beiden Pole stehen in einem Zusammenhang, brauchen einander, hängen voneinander ab. Schatten ist nur denkbar im Zusammenhang mit Licht; Tag wechselt mit Nacht. Serum gegen Schlangenbiss wird hergestellt mit Hilfe von Schlangengift. Auf höherer Ebene: Ohne den Sündenfall bräuchte es kein Erlösungswerk; ohne den Judas-Kuss konnte jenes nicht vollendet werden. Die Dialektik des Bösen zu ergründen ist eine geistige Arbeit, die uns auferlegt ist.


Zum Weg der Erkenntnis – denn das ist die eigentliche Frage, um die es hier geht: Es wird uns gesagt, dass auf diesem Weg selbst Toren nicht irren können. Ich bin überzeugt, dass sehr einfache Menschen in ehrfürchtiger Bewunderung der Schöpfung und Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer zu hohem geistigem Gewinn gelangen können. Wenn wir aber unseren Intellekt einsetzen wollen – und wir haben dazu Anlass, denn die Denkwerkzeuge haben wir mitbekommen, um sie zu nutzen – wird der Anspruch, der an uns gestellt wird, ein anderer.

Ich kann nur aus meinem Weg-Erleben die folgenden Hinweise geben. Die Ergebnisse unserer Denkarbeit sind ja jeweils – milde ausgedrückt – nicht gerade weltbewegend. Aber wir haben gearbeitet! Und jetzt lautet die Devise: „Wenn ihr alles getan habt, sprecht, wir sind unnütze Knechte.“ Das ist das Schlüsselwort! Wir sollen die gescheiten Gedanken „opfern“, weglegen, vergessen. Dann kann „es“ im Unter- oder Hintergrund „gären“, das Erarbeitete kann sich mit höherer Geistigkeit verbinden. Und dann taucht der Gedankeninhalt eines Tages unversehens wieder auf, auf höherer Ebene, in hellerem Licht. Es hat an Kraft, an Überzeugungskraft, gewonnen; es hat mehr Gehalt. Wir ahnen: Das ist noch nicht die „letzte Wahrheit“, aber wir haben eine höhere Stufe errungen. Und wir bekommen Lust auf weitere Stufen ...


Zum Schluss möchte ich noch ein Erlebnis mitteilen. Ich war etwa 12, als eines Sonntags der Älteste A.B., alt Seilermeister aus Lützelflüh, ausnahmsweise die Kinderstunde hielt. Er stellte uns die Frage, was denn „Glaube“ sei. Da war erst einmal verlegenes Schweigen in der Zuhörerschaft. Dann meldete sich Chr., ein Jahr jünger als ich, der ins Gymi durfte, zu Wort und sagte etwas im Sinne von „ ... gewisse Zuversicht dessen, was man hofft“. A.B. war voll Lobes und ermahnte uns ältere Kinder, uns an diesem jüngeren ein Beispiel zu nehmen und uns um Erkenntnis zu bemühen. – Ich war ausser mir; ich fühlte mich verraten. Da hatte man mir das Intellektuelle verboten, liess mich in der Realschule mich langweilen – und dann kam einer daher, der das mir verbotene Gymi besuchen durfte, und sahnte beim Ältesten ein Lob ab, und ich musste mir eine Ermahnung gefallen lassen. Abgesehen davon: Ich hatte einen viel prägnanteren Begriff von Glauben, auch wenn ich diesen nicht so geschliffen formulieren konnte. Diese „gewisse Zuversicht“ war mir zu fadenscheinig, kraftlos, und mit „Hoffnung“ konnte ich auch nicht viel anfangen. Glaube war für mich die Gewissheit einer unverbrüchlichen Verbundenheit mit Christus. Hoffnung war etwas, was aufkam, wenn man erkrankt war und bald wieder gesund werden wollte. – Damals tat ich innerlich einen Eid: Ich werde mir meinen Intellekt niemals verbieten lassen, und ich werde euch alle, namentlich A.B. und Chr., meilenweit überflügeln.

(An A.B. und Chr.: Ich gedenke eurer in herzlicher Liebe und bin dankbar für die Kraft, die mir aus diesem Erlebnis erwachsen ist.)

Beitrag geändert von Basler (08.10.2024 16:55:45)

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