Wir teilen Informationen und Erfahrungen bezüglich der Gemeinschaft der Evangelisch Taufgesinnten - GET (Nicht Nazarener).
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Vor einigen Jahren war ich eine zeitlang auf dieser Site aktiv, habe dann aber alle Beiträge wieder gelöscht, aus Enttäuschung, dass hier kaum Austausch stattfindet. Andererseits habe ich von Hinweisen auf wertvolle Materialien profitieren können. Dafür bin ich dankbar. – Wenn ich mich jetzt wieder zu Wort melde, hat das mit dieser Dankverpflichtung zu tun, aber auch damit, dass ich dem hier wehenden Geist deutlich etwas entgegensetzen möchte. Könnte ja sein, dass jemand etwas damit anzufangen weiss.
Nun denn: Ich war per Geburt bei den sog. „Unverträglichen“ angekommen. Ich erachte das als ein grosses Glück, denn in den ersten Nachkriegsjahren war da noch eine Generation anzutreffen – in Teilen natürlich – die noch einen lebendigen, freudigen Glauben pflegte und ausstrahlte, was wie Sonnenschein in die kindliche Seele strahlte. Zur Sonnenseite gehörte auch der Gesang. Wenn Th. B. nach der Versammlung im Vorraum das Lied anstimmte „Ich will streben / nach dem Leben“ war das wie ein apokalyptisches Donnergrollen; alles Geschwätz verstummte augenblicklich. Da mit einstimmen zu dürfen, war für das Kind ein Vorgeschmack auf himmlische Gefilde. Da war alles andere vergessen und bedeutungslos geworden. Da konnte die Seele sich Raum verschaffen für alle Zeiten.
Eine Klammerbemerkung an dieser Stelle: Religiöse Erfahrung bleibt religiöse Erfahrung, egal in welcher Brüdergemeinde, Schwesternschaft, in welchen Sääli, Kirchen, Katakomben, Felsgrotten oder Bauernstuben sie stattfindet, und unabhängig von allen Dogmen, Gesetzlichkeiten, Ritualen und theologischen Wortklaubereien solcher Gemeinschaften. Klammer geschlossen.
Das bisher Gesagte soll nun aber nicht so verstanden werden, dass meine Kindheit irgendwie „idyllisch“ verlaufen wäre. In der Gemeinschaft zeigten sich Risse, dem Kind schon früh erkennbar. Da durfte mein Grossvater plötzlich nicht mehr predigen; da sassen gestandene, ehrbare Familienväter eines Tages auf der Strafbank, auch ein in Basel allgemein beliebter Lehrbruder. Da ging die Rede von einem Ältesten in Bärau, der regelmässig Sündenbekenntnisse mitstenographiert und später gegen die Bekenner verwendet haben soll.
Ein vorläufiger Höhepunkt dieser Entwicklung fand im Oktober 1953 statt. Da waren „die Amerikaner“ auf Europa-Tournée, auch in Basel, auch kurz in unserem Haus. Der Älteste Emil Hari, ein eher unscheinbares Männchen mit Brille, für mich eindeutig als „nicht geistumweht“ erkennbar – so etwas konnte ich mit Sicherheit sagen. Zum Tross gehörten Hari’s zwei halbwüchsige Töchter, ((Korrektur: E. Hari hatte keine Töchter - also waren es vielleicht Nichten. Weshalb nimmt ein amerikanischer Ältester auf Europa-Missionstour seine Nichten mit? Im weiteren aber völlig ohne weitere Bedeutung)) die sich die ganze Zeit miteinander unterhielten und uns Kinder wie Luft behandelten. Ich erinnere mich, wie ich zu meiner älteren Schwester sagte: „Die sind so weit hergereist – und interessieren sich hier für nichts.“ Ganz im Gegensatz zu ihrem Vater: Der hat sich umgesehen, auch im Schlafzimmer meiner Eltern, wo über dem Ehebett eine Brienzer Schnitzerei hing mit dem Spruch „Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“ Dieser Spruch sollte in Hari’s berühmt gewordener Betrachtung am folgenden Sonntag kritische Erwähnung finden: So etwas müsse im Herzen eingraphiert sein – und nicht an der Wand hängen ...
... Was ja nicht falsch war, lieber Bruder Hari; allenfalls lieblos. Falsch war, dass Du Deine Mit-Ältesten einen nach dem andern ausgestossen hast, bis nur noch Du und Dein Schwiegersohn (jener aus Kandersteg stammend, Du aus Adelboden) ((logischerweise Korrektur auch hier: dann war das nicht der Schwiegersohn, sondern der Ehemann einer Nichte - spielt keine Rolle, es bleibt familienclanintern)) übrig geblieben sind, und dass Du damit das Ältestenamt zur Familiendynastie herabgewüdigt hast. In Deinem Machtstreben hast Du Dich mit unserem Bärauer Ältesten verbunden – Bärau liegt ja auch dem Kandertal nicht ganz unfern; gemeinsam habt Ihr das Werk der Zerstörung dieser Gemeinschaft mächtig vorangetrieben.
Und doch haben wir Grund dankbar zu sein – das Leben ist oft paradox und hat überhaupt nicht im Sinn, unserer banalen Logik zu folgen.
1. Grund: Die Gemeinschaft war lange vorher schon angekränkelt. Der Geist des Machtstrebens war bei einzelnen Ältesten schon bei der Spaltung um die Jahrhundertwende mächtig wirksam und hat schon damals Leid und Tränen unter Gläubige gebracht. Vielleicht sollte deshalb die Gemeinschaft zu einem Ende kommen – und Ihr habt ihr nur den Judaskuss verabreicht, damit das vorgesehene Schicksal Platz greifen konnte.
2. Für meine Person: Ohne Euch wäre ich möglicherweise in dieser Gemeinschaft hängen geblieben; das heisse Begehren nach „dem Heil“ könnte mich dazu verführt haben. Mir war aber bestimmt zu suchen – statt „gefunden zu haben“. Das habt Ihr mir – und ich könnte mir denken auch vielen andern – wesentlich leichter gemacht.
Jetzt aber langsam, der Reihe nach. Das Kind lebte ja nicht in solcher Jahrhundert-Übersicht. Es ging am folgenden Sonntag, 11. Oktober 1953 in die Versammlung bzw. wurde von meiner Familie selbstverständlich dahin mitgenommen. Ich ging damals oft und gerne den Weg zu Fuss, Wegzeit ca. 45 Minuten. Es machte für mich einen Unterschied, da „autonom“, “auf eigenen Beinen“ hinzugehen oder aber passiv mitgenommen zu werden.
Es war ein besonderer Sonntag. Zu meiner „Versammlungszeit“ war die Buchmann-Dynastie in Basel gerade unterbrochen, sodass die Anwesenheit von Ältesten immer ewas Besonderes hatte; diesmal waren es gleich mehrere, aus drei Ländern: Emil Hari, USA, dann aus Deutschlang Karl Hermann, dem ich noch heute im Geist mit Ehrfurcht begegne, ferner ein weiterer Deutscher und mehrere aus der Schweiz, die aber an diesem Tag nicht weiter in Erscheinung traten. Es waren also fast so viele Älteste anwesend wie an einem normalen Sonntag gläubige Familienväter. Das schuf eine Art feierlicher Hochstimmung. Die Betrachtung hielt der Ehrengast aus Amerika.
Zwei weitere Besonderheiten – vielleicht eher formaler Art – scheinen mir aus heutiger Sicht von Bedeutung:
Erstens, es gibt von dieser Betrachtung ein schriftliches Protokoll – darauf bin ich auf dieser Website gestossen, vielen Dank! Wer da mitstenographiert hat, weiss ich nicht – so etwas war völlig unüblich. Hatte das mit der neuen Achse Kandertal-Bärau zu tun?
Zweitens: Während in der Regel zu neutestamentlichen Texten – „per Zufall“ aufgeschlagen – betrachtet wurde, und unvorbereitet („sorget nicht, was ihr reden sollt“), war die Betrachtung diesmal sehr wohl vorbereitet, und zu einem alttestamentlichen Text: Jeremias, und zwar die Kernsätze Kap. 10, Vers 17 („Tue deinen Kram weg“) und Vers 18 ((von Ungehorsamen: ich will sie) „wegschleudern und ängstigen...“).
Auf diesen zweiten Punkt bin ich erst beim Schreiben dieser Zeilen gestossen: Der arme kleine Emil aus Illinois (oder Ohio?) war im alten Testament hängengeblieben und hatte keinerlei Begriff von so etwas wie „Freiheit in Christo“. Was für ein abgründiges Elend! Und wie sich das zornige „ängstigen und wegschleudern“ bewahrheiten sollte!
Nach jener Betrachtung Hari’s hat dann Karl Hermann noch bestätigend nachgesetzt. Sein stetes Anliegen war die „Raainigung und Haailigung“ der Seele; ich liebte seinen Sprachduktus und seine Ausstrahlung. Zu diesem Anliegen passte natürlich das „Kram weglegen“ gut in die Landschaft. Dass er einleitend den Betrachter Hari als „gesandten Engel“ bezeichnete, scheint mir aus heutiger Sicht seltsam; das war ungewöhnlich. Ich kann mir vorstellen, dass Verführung am Werk war. Das „kein Blatt vor den Mund nehmen“ deutet auf eine neue Radikalität, deren Extrapolierung in jenem Augenblick einfach noch nicht vorstellbar war. Denn „Kram“ oder „Tand“ war letztlich auch alles „Kulturelle“, was nicht direkt mit Grundbedürfnissen zusammenhing. Eine schreckliche und sehr traurige Vorstellung.
Markantes Kennzeichen der „neuen Radikalität“ in dieser Hari-Betrachtung – wie auch im Nachfassen nochmals ausgesprochen – war die Art und Weise wie Gehorsam eingefordert wurde. Üblich war die Aufforderung, sich zu bekehren und den „Sinn zu ändern“. Ein veränderter Sinn mochte dann zur Erkenntnis führen, dass dieser und jener „Tand“ eher belastet und mit „innerem Gewinn“ abgelegt werden sollte. Diesmal aber ging es nicht um Erkenntnis, Einsicht oder Sinneswandel, sondern um krudes Einfordern einer Handlung – und zwar nicht zögerlich, sondern jetzt und sofort. Damit war sehr klar eine Grenze überschritten.
Mein Vater hat denn auch noch in der Mittagspause alle Bilder abgehängt; derweil konnte meine Schwester noch ein paar Erinnerungsföteli retten, bevor Vater den Rest entsorgte. – In der Folge ist er an Sonntagabenden wie ein gefangener Tiger durch die Zimmer geirrt und hat einige von uns Kindern geplagt. Das Ablegen von Tand war in letzter Konsequenz ein Kulturverbot. Die Abwesenheit von Kultur wirkt immer verheerend. Wir Kinder flüchteten vor ihm, und er war froh, von Montag bis Samstag frühmorgens bis spätabends wieder arbeiten zu dürfen. Dieser Sonntag hatte unser Familienleben zerrüttet.
Nun steht dieser Bericht unter der Rubrik „Austritt“. Dazu in Kürze: Natürlich sind die Kämpfe – die inneren, denn die äusseren sind dagegen ja ein Pappenstiel – heftig, langwierig, und mit Rückschlägen verbunden. Weinerlichkeit ist aber nicht angesagt; der Leidensweg hat die wichtige Funktion, den nötigen Mut wachsen zu lassen. Der Weg ist halt so steinig und steil, wie er sich dann eben erweist. Flucht in die nächste Brüderschaft – „alle so nett“, „keine so strengen Vorschriften“ – war für mich nie eine Option. Andere Menschen mögen Weggefährten werden – aber nie Ziel eines Weges.
Zum Schluss möchte ich nochmals deutlich und zusammenfassend herausarbeiten, wovon ich mich verabschiedet habe. Diese Gemeinschaft war entstanden aus einem ernsthaften Suchen und Bestreben des Gründers wie auch aller später Hinzugekommenen nach – neutral formuliert – einem Höheren. Das ist wunderbar, und es muss jeden von uns berühren, Mitmenschen in solchem „strebenden Bemühen“ zu erleben. Und für ein Kind ist es eine Gnade, in einen Kreis hineingeboren zu werden, in dem solches Bestreben rundherum lebt und spürbar wird.
Die Trennung zur Jahrhundertwende wirft Licht auf einen andern Aspekt der Gemeinschaft. Vorweg dieses: Es ging nicht um Schnurrbärte. Es waren damals Ungaren in die USA eingewandert, Mitglieder dieser Gemeinschaft, die auch mit den Schweizer Gemeinden in Verbindung standen. Die Amerikaner waren skeptisch; jedenfalls „fremdelten“ sie und fanden es nicht so toll, dass auch Ungaren der Gnade Gottes sollten teilhaftig werden können. Wenn man bedenkt, dass bis in die Gegenwart hinein nur Kandertaler als Älteste akzeptabel waren ... Was in der Schweiz ohne weiteres selbstverständlich war – freundschaftliches Begegnen mit den ungarischen Brüdern – war für die „Adelbodner in der Fremde“ (da muss man zusammenhalten!) eine Zumutung. – Nun konnte man aber nicht sagen „Ungaren haben keinen Zugang zu Christus“. So sagte man halt: „Die haben Schnäuze.“
Wie ausgesprochen lokal-traditionell die Gemeinschaft orientiert war, konnte man auch daraus ersehen, dass zu meiner Zeit drei der fünf Schweizer Ältesten im Dreieck Bärau – Lützelflüh – Bern beheimatet waren. In dieser Gegend trugen die meisten Frauen im 19. Jh ein Pfürzi. Enges Lokalkolorit gepaart mit rückwärts-gerichtetem Traditionalismus – wo doch Religiosität die Seele weiten will.
Also: „Keine Schnurrbärte“, weil man nicht sagen moche „keine Ungaren“. Das allein hätte aber nicht zu einer Trennung geführt. Vielmehr wurde die Rasur zum Symbol für Gehorsam erhoben, und dessen Einforderung artete zu einem erbitterten Machtkampf aus. (An der Stelle: Danke für den Bericht des damaligen Ältesten Johann Zehnder!) – Das ist die traurige Seite dieser Gemeinschaft: Einige (wenige) Älteste konnten mit der Versuchung zum Machtmissbrauch nicht gut umgehen, und die andern konnten nicht gegensteuern. So war die Ungaren-Ausrede zum Fluch geworden.
Interessant zu diesem Thema: Fröhlich hatte vorgesehen, dass die Gemeinden ihre Ältesten bestimmen sollten. Irgendwann haben diese aber begonnen, ihre Mitbrüder selber zu ernennen. Nicht verwunderlich entstanden bald Familiendynastien.
Dennoch, in aller Deutlichkeit: Alle diese Geschichten und Ereignisse mit ihren Unzulänglichkeiten sind nicht aussergewöhnlich oder gar exotisch; so sind halt die Menschen, und so funktionieren menschliche Gemeinschaften. Unter dem Strich kann man all dem – dem Guten wie dem weniger Guten – versöhnlich begegnen. Dem Anspruch aber, „die alleinseligmachende Herde Christi“ zu sein ... dazu würde ich hier zum Abschluss sagen: „Selig sind, die dafür ein mildes, liebevolles Lächeln aufbringen können. Denn welches Kind möchte nicht der besondere Liebling seiner Eltern sein! Und wir sollen ja alle werden wie die Kinder.
Und – weshalb kann ich mir solches Kalauern nicht verkneifen? – wir sind alle noch un-gar, noch nicht ganz fertig, sondern (hoffentlich) noch am Werden. Immer, wenn wir glauben „angekommen“ zu sein: Ja, wir sind angekommen – nämlich am Ausgangspunkt für eine neue Wegstrecke. Austritt also: Beschreiten einer neuen Wegstrecke. Dabei hilft es, den schon zurückgelegten Weg, durch welche Dschungel er auch geführt haben mag, wertschätzend zu betrachten. Christus liebte Saulus auf dessen irregeleiteten Eifererweg.
Beitrag geändert von Basler (29.09.2024 15:15:24)
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Lieber Basler,
auch wenn dieses Forum fast tot ist, die Beiträge nicht mehr kommen, schauen wohl noch manchmal Menschen hier rein. Das ist schön.
Ich habe auch lange nichts mehr geschrieben, warum auch, wenn von der anderen Seite nichts kommt, Austausch nicht stattfindet, Einträge nicht zu Nachträgen führen oder Erweiterungen und ein Auswärtiger wie ich noch allerlei unehrlichen Interesses beschuldigt wird, im Gegensatz zur Annahme, die Ausgetretenen seien nun geläutert und weltoffen und trügen nicht mehr den Ballast mit sich, der jahrelang auf ihnen lag. Dieser Ballast kam immer wieder durch, durchs Schwarzweißdenken, ein neues Heil gefunden zu haben, aber nicht an der Vergangenheit gearbeitet zu haben oder nicht an den Kern einer Sektendefinition heranzugehen und selbst den eigenen Anteil am Geschehen, wie auch immer, kritisch zu hinterfragen.
Da musste die Zeit in der GET dann noch immer zu gut sein, dass man sich fragte, warum dann nicht jene geblieben sind. Ein Gemeinschaft, die aber nur so lange als gut definiert wird, indem man sich selbst zurückhält, nichts Kritisches zu sagen, um dann abgestraft zu werden, das ist nur eine Zwangsgemeinschaft und nicht moderne Ansicht davon. Aber egal, das wurde hier auch schon in Länge andiskutiert.
Ich möchte eines oben Ihrer Angaben korrigieren, es mag an Ihrem jungen Alter damals liegen.
Emil Hari (1890-1975) hatte keiner Kinder.
Das habe ich schon vorher einmal mitgeteilt, hier die Kopie von der Stelle:
03.03.2019 19:51:27
GET-Wissensinteressierter
Mitglied
Hallo Basler,
Emil Hari hatte gar keine Kinder. Er war Zwilling mit seinem Bruder Gottlieb, der aber in der ACCA blieb, heiratete zuerst eine Bolliger(Adele), dann später eine Glück(Marie).
Beide Ehen blieben kinderlos, wobei die letzte Ehe eine Altersehe war(1964 geheiratet, da war er 74).
Emil Hari war der Onkel von Robert Hari.
Und Robert Hari heiratete die Adoptivtochter vom Ältesten Werner. Ernest Werner und Emil Hari waren Großcousins oder Cousins zweiten Grades.
Der Link https://www.findagrave.com/memorial/145003869/emil-hari gibt dazu alle Infos zum Emil.
Die Linie wäre also demnach
Christian Hari --> Herman Hari --> Robert Hari --> viel Nachkommenschaft, davon vier Töchter in der GACC, kein Sohn mehr!
Christian Hari --> Emil Hari --> keine Nachkommenschaft
Die Amerikaner reisten oft mit vielen zusammen nach Europa und Emil war kurz nach 1900 in die USA gekommen, im Kandergrunder, Adelbodener Raum gab es wohl noch Verwandtschaft.
Mit der Adele Bollinger hatte er also keine Kinder und später mit der zweiten Frau, Marie Glück, da war es eine Altersheirat.
Aber von seinen Brüdern Herman und Adolph, da gab es Nichten, eventuell sind einige mitgekommen.
Die hießen auf jeden Fall auch Hari mit Nachnamen noch, wenn jung.
Es konnte somit also auch keinen Schwiegersohn geben, wenn nicht einmal Töchter sein eigen waren.
1953 war für Emil Hari ein wichtiges Jahr, denn abgestraft in Oregon für unschicklichen Umgang im Sinne der Gemeinde, während des Machtvakuums nach dem Tod des Ältesten in Silverton und er abgestraft gerade in Portland, halfen die Schweizer ihn wieder einzusetzen. Und diese Hilfe führte zu stärkeren Kontakten, erst recht, nachdem die Kriegsjahre diese unterbanden. Die Schweizer bekamen eine starke Kontrolle. Und Hari strafte erst einmal mit Rückhalt aus Europa die Kritiker seines Fehlverhaltens usw. ab, schmiss sie hinaus. Das fing mit wenigen Personen an und ging in die Zehnerzahlen, so dass Hunderte mit Kindern schließlich herauskamen. Die versammelten sich dann in den neu gebildeten Christian Apostolic Churches, die Hari-Gemeinde nannte sich fortan "German ACC".
Es ist mir zumindest ein Foto von Hari bekannt, ein unscheinbarer, eher Beamtentyp, er arbeitete bei der Post. Doch für die Gemeinde war er ein Gesalbter, ein besonders Bevollmächtigter, so dass in 1975 einige weinten, wie es nun weitergehen sollten, ohne den Papst gleichen Führer, der den Himmelsschlüssel doch bei sich trug und dies auch so andeutete.
Erinnert das vielleicht auch heutige oder ehemalige GETler an Personenkult, der betrieben wird, wenn Älteste kommen oder wenn sie etwas sagen? Führung lebt eben durch auch geistig Verführte, die etwas Heiliges in ihrer Führung sehen wollen und die mitmenschlichen Vergehen absichtlich übersehen, nicht sehen konnten, absichtlich übersehen. Bei jedem anderen hätten sie es kritisiert, aber nicht bei der Führung....Mind Control eben.
Mit Hari kam das Sündenregister nach Amerika, gelernt von Hans Lehmann oder ihm gelehrt, es scheint eher ein Mitbringsel nach Amerika. Und wer weiß, woher der Hans Lehmann es hatte. Es gab ja auf deutscher Seite einen Notar in hoher Stellung der GET, einen Finanzbeamten ebenso in Heilbronn usw. Da liegt die Verführung zur Aktenführung nahe. Es ist eben ein effizientes, Gehorsam abzwingendes Mittel, wenn man Geheimnisse anderer, auf Papier hat und jene zitieren könnte, wenn man sie braucht.
Es wäre mal interessant, wie jenes genutzt wurde. In all den "Reinigungsjahren" haben Personen bestimmt etwas Direktes mal gehört, was man aufgeschrieben hatte und öffentlich gemacht werden könnte. Auch hierzu bisher nichts hier, aber auf dieses Forum müssen Menschen erst einmal finden oder Interesse haben.
Die Sündenregister gab es vor Jahren noch in der GET und auch in der GACC. Darüber steht etwas hier auch im Forum, ein gutes Erpressungsmaterial. Das ging soweit, dass Bekehrende eine Liste aufschreiben mussten, was sie begangen hatten, die dann verwahrt wurde- eine zeitgleiche Form der STASI-Akten oder Weiterführung der GESTAPO?, immer schön Infos sammeln über Leute, sie dazu drängen, alle Sünden aufzuschreiben und dann etwas in der Hand zu haben....es muss schon ein seltsamer Geist sein, der darin noch etwas Gutes finden kann, wenn doch alles nach Reue und Buße weißgewaschen vor Jesus ist und nicht bestimmt für ewig, zum Entgegenhalten aufbewahrt werden soll.
Inoffizielle Mitarbeiter, Hinterherschnüffler, gab es genug, es war die eigene Verwandtschaft, die einen beobachtete, meldete, verriet, mied, strafte....wie es Älteste wollten, immer schön mitlaufend. Dazu fehlt es hier massiv an Kritik von Ehemaligen. Das ist aber notwendig, um einen freien Geist zu bekommen und nicht in der Vergangenheit doch verbrämt zurückzublicken.
Aber mit einigen argumentativen Kniffen kann man doch etwas Gutes hier hinein"exegieren", was diese Handlungen rechtfertigt... wie kann ein Ältester auch zutiefst niederträchtige Ziele haben, das geht doch nicht...nur in der bösen Außenwelt gibt es das, doch nicht bei jenen, die sich von einer Welt immer wieder neu bis in kleine und kleinste Gruppen abspalteten, um rein zu bleiben.....und doch nicht bei der eigenen Führung, die immer auch Verwandtschaft war. Die wollten nicht Macht, die wollten nur Gutes. Leider glauben das noch genug Leute, indem sie immer nur das Gute damals erinnern wollen....und alles andere nicht mitbekamen oder eher wegschauten. Aufarbeitung hier im Forum, nur ansatzweise.
Leider ist Fröhlich in dieser Hinsicht nicht besser gewesen, angefangen als durchaus diskriminierter Prediger, aber selbst natürlich auch nur glaubend, bei ihm läge die Wahrheit, der z.B. um die Anerkennung seiner Ehe kämpfte. Er ist aber nicht als liberaler Geist zu sehen, als aufgeklärter Geist(gegen den wehrte er sich ja vehement), sondern zeigte eher zuletzt, als Gemeindeführer vermehrt diktatorische Züge. Die Absonderung als wichtiges Gemeindeziel wuchs dann auch als Zentrallehre, der Missionsgeist verfiel, der ja im gewissen Sinne zeitweise Offenheit bedingt, zuzuhören. Wenn man z.B. Berichte hört, wie mit Taufgesinnten umgegangen wurde, die sich versammelten, so mag diese Diskriminierung auch im Kontext gesehen werden, wie vehement man auch gegen die zu laschen Christen wetterte, hetzte würde man heute sagen, sie reizte, sie direkt oder in Predigten beschimpfte. Da wurden Familien auseinandergerissen. Es ist nicht ein Geist der Aufklärung gewesen, der gegen Stursinnigkeit kämpfte, sondern eher neue Rechthaberei gegen Altgewohntes. Oder die neu gefundene Wahrheit gegen die angeblich und oft auch wirklich verlorene Wahrheit(Gläubigkeit) auf der anderen Seite.
Unter ihm gab es Ausschlüsse vieler Art, besonders, wenn man seine Wiedergeburtslehre in Frage stellte.
Es ergibt sich eher das Bild, eines Predigers, der genug geschlagen wurde, aber zuletzt mit Fülle seiner Macht selbst genug ausschlug und starrsinnig an der Macht klebte, nicht Widerspruch duldete. Fröhlich sollte mal so kritisch gesehen werden, wie es nötig ist.
Beitrag geändert von GET-Wissensinteressierter (29.09.2024 10:47:27)
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Lieber Wissensinteressierter
Danke für Ihre Reaktion auf meinen Beitrag und für den Hinweis, dass E. Hari keine Töchter hatte. Ich habe das im Text oben korrigiert. Er hatte einfach zwei so tapsige Görchen bei sich – da dachte ich, das wären seine Töchter. Wahrlich nicht weltbewegend.
Einige Ihrer Aussagen muss ich entschieden zurückweisen. Jene über die Meinung (wessen?), Ausgetretene seien nunmehr „geläutert“: das ist ein Unsinn, den ich Sie bitte, nicht mit meinem Beitrag in Verbindung zu bringen. Ebenso jene darüber, dass „GET ‚gut’ sein müsse“. Vielmehr versuche ich deutlich zu machen, dass ich mit einem „gut – böse – Schema“ nichts anfangen kann. Das sage ich auch im abschliessenden Satz meines Beitrages überdeutlich – lesen Sie den nochmals.
Zu Ihrem Unbegagen, dass es „hier (Sie meinen wohl, in diesem Forum) an massiver Kritik von Ehemaligen fehle“, kann ich nur sagen, 1. ich äussere in meinem Beitrag sehr deutliche Kritik, und 2. ich schreibe einen Erfahrungsbericht, keine Polemik. Das würde ich mir auch von Ihnen wünschen. Reflektierte Erfahrung kann zu Erkenntniszuwachs führen, Polemik generiert den ewig gleichen Brei, der so sehr langweilt, dass kaum jemand zu diesem Forum beitragen mag.
Ähnlich wie Sie sehe ich Ihre These, dass schon bei Fröhlich eine sektiererische Tendenz angelegt war. Sein „Dichten und Trachten“ glich eher alttestamentlichem Prophetengepolter; dessen Donnergrollen setzt sich übrigens noch bis in dieses Forum hinein fort. Die ganze Tauffrage ist bei ihm eher „mosaisch-gesetzlich“ als neutestamentlich gedacht und abgehandelt. Schon bloss der Umstand, dass Fröhlich die Tauffrage derart ins Zentrum rückt – man könnte sagen, er klammert sich in einer Art theologischer Hilflosigkeit an dieses Thema –, verweist auf einen Mangel an Sinn für neutestamentliche Essenz: Das Ereignis „Damaskus“ bedurfte keiner Taufe, auch nicht für eine nachträgliche Bestätigung. Dass eine solche dann doch noch stattfand, ist in der Apostelgeschichte gerade einen knappen Nebensatz (drei Wörter in einem Satz von deren 28) wert; das vorausgehende Händeauflegen scheint bedeutungsvoller gewesen zu sein. Und der Täufer selbst verweist auf jenen Grösseren, der mit Geist und Feuer taufen wird. Dort wäre dann ein neues Zentrum zu orten.
Zum Schluss: Ich meine meine Bitte um einen Erfahrungsbericht ernst: Teilen Sie uns doch mit, wie es Ihnen ergangen ist und was Sie treibt. Und unterlassen Sie Unterstellungen, bitte. Schreiben Sie Ihren eigenständigen Beitrag, statt Beiträge anderer als Sprungbrett für Ihre Botschaften zu missbrauchen. Danke, und freundliche Grüsse.
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